Blu-ray-Demuxing

Bevor wir mit einem Blu-ray-Film etwas anfangen können, müssen wir die Daten erst einmal von der Disc auf die Festplatte schaufeln und in ihre Einzelteile zerlegen. Wie auch bei der DVD reicht dazu kein einfaches Kopieren, sondern wir nutzen ein passendes Rippingprogramm, das mit den Besonderheiten der Blu-ray-Struktur zurecht kommt.

(Un-)Recht und Gesetz

Den problemlosen Zugriff auf unsere Blu-rays versucht die Filmindustrie wie schon bei der DVD mit Abspielsperren zu erschweren. Die beiden wichtigsten Verfahren sind AACS und BD+, die oft in Kombination angewendet werden. Natürlich sind beide geknackt. Natürlich ist es in Deutschland illgal, Anti-Abspielmaßnahmen zu umgehen. Und natürlich schlägt die Zensur zu und verhindert, im Detail über entsprechende Programme wie z.B. Redfox zu reden.

Deswegen gehen wir im Encodingwissen genauso wie bei der DVD davon aus, dass wir es nur mit Discs ohne »Schutz« zu tun haben.

Hauptfilm heraussuchen

Die Playlisten liegen auf der Disc im Unterordner BDMV\PLAYLIST, haben die Dateiendung .mpls und eine fünfstellige Nummer als Dateiname. Da es meistens sehr viele davon gibt, starten wir BDInfo, um die Playlist des Hauptfilms zu finden. Wir geben das Blu-ray-Laufwerk oder den Ordner auf der Festplatte an, in dem die Blu-ray-Dateistruktur liegt und klicken dann auf Rescan.

BDInfo untersucht nun die Disc und listet alle Playlisten incl. der jeweils enthaltenen Video-, Audio- und Untertitelspuren auf.

Der Hauptfilm ist i.d.R. die längste Playliste. Es kommt jedoch gar nicht so selten vor, dass es mehre Einträge mit Haupfilm-Länge gibt. Bei 3D-Animationsfilmen ist es z.B. absolut üblich, nicht nur den Ton in verschiedene Sprachen zu synchronisieren, sondern auch Texte im Video zu übersetzen. Dann sehen wir für jede Übersetzung eine eigene Hauptfilm-Playliste. Leider steht die Sprache nicht dabei. Es bleibt uns also nur übrig, die Playlisten anzuspielen. Die Credits am Filmanfang oder die Stelle, an der der Filmtitel eingeblendet wird, sind oft gut geeignet, um die passende Sprache zu finden. Manchmal kann auch direkt in BDInfo die Anzahl und Anordnung von Audio- und Untertitelspuren helfen.

Haben wir schließlich die passende Hauptfilm-Playliste gefunden, merken wir uns den Dateinamen und können BDInfo wieder schließen.

Ripping

Fürs Ripping ist eac3to zuständig. Wir öffnen also ein Konsolenfenster und wechseln in den Ordner, in den wir alle Einzelteile des Films speichern wollen. Zuerst lassen wir eac3to die Playliste analysieren und extrahieren dann alle nötigen Datenspuren in separate Dateien. Der Analysebefehl sieht so aus:

eac3to "X:\BDMV\PLAYLIST\12345.mpls" 1)

Wir geben den Pfad zur Hauptfilm-Playliste an und weisen eac3to mit dem 1) an, die Details zum ersten Eintrag in der angegebenen Datei herauszusuchen. Dort steht immer die 1), da Playlisten nur einen Eintrag haben. Die Analyse kann eine Weile dauern, dann liefert uns eac3to eine nummerierte Liste der enthaltenen Kapitelliste, Video-, Audio- und Untertitelspuren – in dieser Reihenfolge.

Damit kommen wir zum zweiten Schritt, dem eigentlichen Ripping. Leider gibt es keine Möglichkeit, das Video in den Matroska-Container zu verpacken und alle anderen Spuren unverändert zu rippen. Wir müssen also unsere benötigten Spuren einzeln angeben. Da eine Blu-ray i.d.R. viele überflüssige Audio- und Untertitelspuren hat, ist das sowieso sinnvoll.

Mit der Option -core extrahieren wir nur den Kern einer DTS-Audiospur. Das ist besonders für DTS Master Audio interessant. Ohne professionell ausgebautes Heimkino fallen die potenziell zwei zusätzlichen Kanäle (7.1 statt 5.1) nicht ins Gewicht. Genauso ist der Qualitätsvorteil eher theoretischer Natur, weil er beim normalen Film-Anschau-Betrieb weit jenseits der Hörbarkeit liegt. Nur wenn wir sowieso noch einmal z.B. nach AAC transcodieren, würde ich eher die volle HD-MA-Spur demuxen, denn als Quelle fürs Encoding ist verlustloses Material die bessere Wahl.
eac3to "X:\BDMV\PLAYLIST\12345.mpls" 1) 1: Kapitel.txt 2: Quellvideo.mkv 3: Audio-ENG.dts -core 4: Audio-DEU.dtshr 6: Untertitel.sup

Eac3to entscheidet anhand der Dateiendungen, in welchem Format die Datenspuren extrahiert werden. Falls nötig, wird automatisch transcodiert. Das wollen wir aber nicht. Deshalb müssen wir genau darauf achten, dass Dateiendung und Quellformat der Spur übereinstimmen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Endung zu welchem Format gehört.

Dateiendungen für eac3to
Video .mkv
DTS .dts
DTS Hi-Res .dtshr
DTS Master Audio .dtshd
AC-3 .ac3
E-AC-3 .eac3
TrueHD .thd
LPCM .wav
PGS-Untertitel .sup
Kapitelliste .txt

Das Ripping dauert je nach Laufwerk und Film grob eine halbe Stunde. Eac3to kümmert sich dabei automatisch darum, dass bei den weit verbreiteten Discs mit Seamless-Branching die Audiospuren synchron zum Video bleiben. Zum Schluss haben wir pro Datenspur eine eigene Datei im Zielordner liegen.

Falls das Ripping direkt von der Disc einmal nicht klappt, kann es helfen, zuerst die Disc 1:1 auf die Platte zu schaufeln. Das geht z.B. mit AnyDVD.

Die extrahierte Kapitelliste enthält auch auf der Blu-ray nur die Zeitmarken und nicht die Kapitelnamen. Wir können die Datei aber genauso in ChapterGrabber laden und im Internet nach den Namen suchen, wie im DVD-Ripping-Kapitel erklärt.

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