DVD und Blu-ray im Vergleich

Trotz Internet und dem Hype um das Ende physischer Datenträger sind es im Wesentlichen zwei genau solche Datenträger, auf denen wir Filme leihen oder kaufen: DVD und Blu-ray. Beides sind optische Discs mit 12 Zentimeter Durchmesser, die einmal beschrieben und dann nur noch gelesen werden können. Die DVD ist das ältere Format (1997 gestartet) und man merkt ihr an, dass sie erst mit einem Bein im digitalen Zeitalter angekommen ist. Das andere steckt noch in der alten Welt des analogen Fernsehers fest.

Die Blu-ray (2006 gestartet) hat dagegen nur noch einen einzigen analogen Klotz am Bein: das zum Glück eher selten verwendete interlaced Video. Seitdem sie Anfang 2008 den HD-Formatkrieg gegen die HD DVD gewonnen hat, darf sie endgültig den Titel als offizieller und einziger Nachfolger der DVD tragen, obwohl beide Formate sicherlich noch viele Jahre nebeneinander existieren werden.

Technische Eckdaten

Video-DVD und Blu-ray sind komplexe Gebilde aus Audio, Video und Steuerinformationen. Trotzdem sind gerade dem Bild und Ton genau definierte Grenzen gesetzt, die nicht verletzt werden dürfen. In der folgenden Tabelle sehen wir die wichtigsten Eckdaten beider Formate. Die angegebenen Werte (Auflösung, Bitrate usw.) sind das maximal Mögliche. Gerade die Audiobitrate wird in der Realität nicht immer voll ausgenutzt.

Technische Eckdaten der DVD und Blu-ray
  DVD Blu-ray
Video
MPEG-2
PAL: 720×576 Pixel, 25 fps
NTSC: 720×480 Pixel, 29,970 fps
H.264, VC-1 oder MPEG-2
1920×1080 oder 1280×720 Pixel
23,976 oder 24 fps
Geometrie
anamorphe Pixel
4:3- oder 16:9-Bildformat
quadratische Pixel
16:9-Bildformat
Audio
AC-3, 5.1 Kanäle, 448 kbit/s
MP2, 7.1 Kanäle, 912 kbit/s
PCM, 8 Kanäle
optional:
DTS, 5.1 Kanäle, 1,5 Mbit/s
DTS, 5.1 Kanäle, 1,5 Mbit/s
AC-3, 5.1 Kanäle, 640 kbit/s
PCM, 8 Kanäle
optional:
DTS-HD, 8 Kanäle, 24,5 Mbit/s
E-AC-3, 7.1 Kanäle, 4,7 Mbit/s
TrueHD, 8 Kanäle, 18,6 Mbit/s
Untertitel
Vobsub
Pixelbilder mit 4 Farben
Presentation Graphics Stream (PGS)
Pixelbilder mit 256 Farben
Container modifizierter MPEG Program Stream (VOB) modifizierter MPEG Transport Stream (M2TS)
Datenrate
Video + Audio + Untertitel
insgesamt maximal 10,08 Mbit/s
Video + Audio
insgesamt maximal 48 Mbit/s

Bildformate

Die Welt ist sich uneins, das gilt auch für digitales DVD-Video. Amerika und Japan setzen auf den NTSC-Standard, der Rest der Welt auf PAL. Entsprechend gibt es verschiedene DVDs mit unterschiedlicher Auflösung und Framerate. Bestellt ein Amerikaner einen Film aus Europa und will ihn auf seinem Player/Fernseher abspielen, hat er keine besonders große Freude daran, da seine Geräte wahrscheinlich ausschließlich mit NTSC umgehen können. Anders herum klappt das besser, da viele PAL-Geräte auch NTSC sprechen.

Auch das Seitenverhältnis des Bildes ist ein wichtiges Thema. Wer die Mattscheibe seines heimischen Fernsehers ausmisst, wird feststellen, dass das Verhältnis von Breite zu Höhe entweder 4:3 (1,33:1) oder 16:9 (1,78:1) beträgt. Das Bild einer PAL-DVD dagegen besitzt ein Seitenverhältnis von 720 / 576 = 1,25. Das passt doch nicht zusammen? Doch, tut es. Die DVD enthält das Bild nämlich in verzerrter Form. Erst beim Abspielen wird dafür gesorgt, dass es im richtigen Format am Monitor ankommt.

Die Tiefen der Seitenverhältnis-Thematik sind nicht nur für die DVD wichtig, sondern auch für das encodierte Video. Deswegen beschäftigen wir uns damit ausführlich im Abschnitt Anamorphes Video.

Nach dem von der alten analogen Welt geprägten Formatewirrwarr der DVD ist die Blu-ray simpel. Pixel sind unverzerrt quadratisch, es gibt 1920×1080 Stück davon und die Framerate liegt bei 23,976 Bildern pro Sekunde – weltweit.

Ganz so einfach ist es im Detail dann doch nicht. Sowohl DVD als auch Blu-ray erlauben eine lange Reihe von Auflösungen und Frameraten in verschiedenen Kombinationen, encodiert mit verschiedenen Videoformaten. Wenn wir uns auf die überwiegend verwendeten Standards beschränken, die uns auch regelmäßig begegnen, hat die Blu-ray jedoch einen deutlichen Beitrag zur weltweiten Einigkeit geleistet.

Video und Audio

Das Bild einer DVD ist normalerweise im MPEG-2-Format komprimiert, die Blu-ray erlaubt MPEG-2, VC-1 oder H.264, wobei H.264 klar dominiert. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Discs ist jedoch die Auflösung: Standard Definition (SD) bei der DVD und High Definition (HD) bei der Blu-ray. In der folgenden Abbildung sehen wir den Unterschied.

Schon die »kleine« Auflösung der Blu-ray – 1280×720 – hat mehr als die doppelte Bildfläche der DVD. Die üblichen 1920×1080 sind fünfmal so groß. Mit dem vergleichweise riesigen Bild hat die Blu-ray das Potenzial, ein ganz deutlich spürbar detaillierteres Bild zu liefern als die DVD. Dafür müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein.

  • Ein entsprechend hochqualitativer Transfer des originalen Filmmaterials.
  • Kein übertriebenes Pre-Processing. Wenn ein dummer Rauschfilter über den genialen Transfer bügelt und dabei genauso Rauschen wie Details vernichtet, bleibt natürlich im finalen Bild weniger übrig.
  • Professionelles Encoding. Paradebeispiel für einen erstklassigen blu-ray-kompatiblen Encoder ist x264. Negativbeispiele finden sich leider gerade bei den sündteueren kommerziellen Produkten für die groß angelegte Blu-ray-Produktion. Und natürlich braucht es einen Encoding-Ingenieur, der weiß, was er tut, damit am Ende nicht doch nur Matsch auf dem Bildschirm übrig bleibt.

Auf den Punkt gebracht: Massenhaft Pixel allein sind nutzlos, wenn darin nicht auch massenhaft Details untergebracht werden. Erst dann kann die Blu-ray gegen die DVD glänzen. Genauso wie es grottenschlechte DVDs gibt, existieren unterirdisch schlechte Blu-rays. Insgesamt hat die Bildqualität aber ein großer Sprung nach oben gemacht. Richtig zur Geltung kommt das allerdings erst auf einem großen Monitor. Auf dem 15-Zoll-Laptop bringen 1920×1080 wenig, auch wenn der Bildschirm vielleicht die Auflösung an sich darstellen kann.

Welches Niveau an Bilddetails verschiedene Auflösungen darstellen können, sehen wir im folgenden Vergleich eines Screenshots aus Sintel. Ein Klick auf die Buttons wechselt zur jeweiligen Auflösung.

1080p: Original mit Details auf dem Niveau einer exzellenten Blu-ray.

Halbierte Auflösung, entspricht in etwa 720p: Leichte Verluste in den feinen Details, die das Bild besonders plastisch wirken lassen (Oberfläche des Mantels, v.a. die Naht auf dem Schulterteil).

Ein Fünftel der Auflösung, entspricht DVD: Nur noch wenige feine Details auf der Manteloberfläche, Kanten sind deutlich weicher (z.B. die Schultern), sichtbare Treppchenbildung an manchen Kanten (der Stab oben rechts).

Ein Zehntel der Auflösung, entspricht einem historischen Xvid/DivX-Encoding mit ca. 600 Pixeln Breite: Feine Details vollständig verschwunden, Texturen brechen auseinander (die Naht auf dem Mantel), Treppchenbildung an allen Kanten.

Der Vergleich geht davon aus, dass wir den Film im Vollbild auf einem 1920×1080-Monitor anschauen. Wie sehr sich die verschiedenen Detailniveaus auswirken, hängt auch von der physikalischen Monitorgröße ab: je größer desto besser sind feinste Details sichtbar und desto stärker machen sich glattgebügelte Texturen und andere Artefakte bemerkbar.

Auch beim Ton bietet die Blu-ray mehr als die DVD: 7.1 anstatt 5.1 Kanäle und höhere Bitrate bis hin zu verlustlosem Ton. Noch viel mehr als fürs Bild gilt für den Ton: ohne entsprechende Hardware bringen die Neuerungen wenig.

Verlustlosen Ton zu haben, ist zwar grundsätzlich nett und v.a. dann gut, wenn wir beim Encoding in ein kleineres, verlustbehaftetes Format umwandeln. Im Normalbetrieb, also beim Film schauen, dürfte der Unterschied vernachlässigbar sein.

Zwei Kanäle mehr macht sich dagegen schon besser bemerkbar. Allerdings nur dann, wenn die Lautsprecher auch entsprechend exakt positioniert sind. Fünf Boxen grob im Raum zu verteilen, war schon bei 5.1 kritisch. Wer ernsthaft über 7.1 nachdenkt, sollte genauso ernsthaft über das separate Heimkino-Zimmer nachdenken.

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