Nein! Nicht gleich weiterklicken! Dieses Kapitel ist sicherlich nicht das unwichtigste im ganzen Encodingwissen. Auch wenn der Titel »Philosophie« ein wenig dick aufgetragen sein mag, so ist doch jedes Tutorial vom Wissensstand, den Überzeugungen und Ideen des Autors geprägt. Dazu möchte ich jetzt ein paar Worte verlieren. Nicht nur, um meine Meinung an den Mann zu bringen – auch wenn das natürlich nicht ganz zweitrangig ist. ;-) Nein, zu wissen, was mir wichtig ist, hilft sicherlich dir dabei, die eine oder andere Passage leichter zu verstehen.
Wir beschäftigen uns hier damit, Backups der teuer erstandenen eigenen DVDs zu erstellen. Es geht nicht darum, diese Encodings hinterher in irgend einer Form zu verbreiten! Entsprechend sind die speziellen Anforderung, die ein Upload o.ä. möglicherweise stellt, kein Thema.
Worin liegt denn eigentlich der Sinn, von einer DVD, die man sowieso gekauft hat, eine Kopie für den Eigenbedarf anzufertigen? Das muss am Ende jeder für sich selbst beantworten. Jedenfalls schont es die Originaldiscs, und sollte doch einmal ein Original kaputtgehen, tut das mit einem Backup in der Hinterhand weniger weh. Vor allem aber ist das Encoding ein Hobby, so wie andere Briefmarken sammeln – nur spannender. :-p
Und um den Rahmen gar abzustecken: MPEG-4 ist unser Zielformat der Wahl, konkret Xvid, DivX und x264. Dass das so ist, liegt hauptsächlich daran, dass ich keinen Fernseher besitze und deswegen der Computer als Heimkino herhalten muss. Unter diesen Umständen ist MPEG-4 das flexibelste und leistungsfähigste Format. Genau genommen betrachten wir nur einen recht kleinen Ausschnitt der digitalen Videowelt. Außerhalb von DVD als Quelle und MPEG-4 als Ziel existiert noch viel viel mehr. Doch darauf haben sich andere Websites spezialisiert.
Das Encodingwissen lebt von dem Hintergedanken, die Qualität der DVD so gut wie möglich zu erhalten. Der encodierte Film soll idealerweise transparent sein, also bei genauem Hinsehen und Zuhören nicht vom Original zu unterscheiden. Natürlich lässt sich dieses Ideal nicht immer erreichen, aber so weit wie möglich daran annähern wollen wir uns. Im Zweifel hat die Qualität deshalb immer Vorrang. Dafür darf das Encoding ruhig ein wenig länger dauern und die Zieldatei ein wenig größer sein.
So viel Qualität braucht Platz: ½ DVD-5 (2240 MB) sollten wir einplanen. Das sind keine guten Voraussetzungen für die seit Jahren weit verbreiteten Standardzielgrößen. Das 2-CD-Encoding (1400 MB) nähert sich dem Encodingwissen-Qualitätsniveau oft halbwegs gut an, doch das 1-CD-Backup spielt klar eine untergeordnete Rolle. Aus Sicht des Bastlers mag es oft eine interessante Herausforderung sein, einen Film brauchbar auf 700 MB zu schrumpfen. Qualitativ bewegen wir uns damit einige Stufen unter dem angestrebten Level.
Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet will es mir im Zeitalter von DVD-Brenner und Riesen-Festplatte auch nicht mehr einleuchten, warum man einen Film brutal bis auf CD-Größe zusammenquetschen sollte. Das Argument, die Medien für eine größere Zieldatei wären zu teuer, gilt schon längst nicht mehr.
Im gesamten Encodingwissen wird uns immer wieder der Begriff vom HQ-Backup oder HQ-Encoding mit bestmöglicher Qualität über den Weg laufen. Was bedeutet das eigentlich? Der Begriff HQ stammt natürlich vom englischen High Quality, was sich zwar so eingebürgert hat, aber eigentlich irreführend ist. Es geht nicht halbherzig um hohe Qualität, sondern um nahezu kompromisslose Exzellenz. Das fängt bei der Videoqualität an, hört dort aber noch lange nicht auf. Ziel ist ein Film, der einer gut gemachten DVD in nichts nachsteht.
Diese Liste ist keinesfalls unanfechtbar in Stein gemeißelt. In ihren Eckpunkten würde ich sie jederzeit vehement verteidigen. Bei den Details muss jeder selbst wissen, wo er die Grenze zieht. HQ-Encoding ist eben nicht zuletzt eine individuelle Angelegenheit.
Es ist dieses Teil gemeint, das auch auf die Namen Standalone, kurz SAP, oder Hardwareplayer hört und bei dem man das gleiche Gefühl hat wie beim Handy. Ein modernes Handy kann absolut alles, man kann damit erstaunlicherweise sogar noch telefonieren. Genauso kann der Wohnzimmerplayer tatsächlich noch DVDs abspielen.
Aber viel interessanter ist doch seine DivX/MPEG-4/AVI-Fähigkeit! Genau da liegt das Problem, denn weit verbreitete Hardwarelösungen hinken der Software nahezu immer deutlich hinterher. Auch heutzutage ist es noch so, dass »Wohnzimmerplayer« in den allermeisten Fällen langweiliges, kaum mehr zeitgemäßes AVI-Encoding bedeutet – und das auch noch mit diversen Einschränkungen. Ein HQ-Encoding wird darauf kaum laufen. Zu meinem Qualitätsanspruch mag das nicht so recht passen. Deshalb nimmt das Encodingwissen außer in der einen oder anderen Randbemerkung ausdrücklich keine Rücksicht auf den Wohnzimmerplayer. Manches, was wir hier kennen lernen, läuft auf solchen Geräten, anders dagegen nicht. Wer die Kompatibilität braucht, muss schon selbst darauf achten, seinen Player nicht zu überfordern.
Fast nichts. Und manchmal doch eine ganze Menge. Zumindest als Anfänger ist es keine besonders gute Idee, sich sofort voll auf die Hintergründe zu stürzen (mehr dazu im Wegweiser). Letzten Endes allerdings ist der große Teil Hintergrundwissen das, was das Encodingwissen wirklich ausmacht. Jeden letzten Schalter eines Programms zu erklären, ist mir nicht so wichtig. Wirklich am Herzen liegt mir, einen Einblick zu bieten ins Warum und in die Prozesse, die hinter der Fassade der grafischen Oberfläche ablaufen.
Anleitungen und Programme, die schön bebildert und einfach gehalten auch den grünsten Anfänger sicher bis zum fertigen Encoding leiten, gibt es genug. Wer möglichst schnell und einfach ein Encoding zu Wege bringen und sich ansonsten um andere Dinge kümmern will, braucht auch nicht mehr. Das Encodingwissen dagegen ist für alle geschrieben, die nicht damit zufrieden sind, einen Mausklick an der richtigen Stelle zu platzieren, sondern die wissen wollen, was in den einzelnen Arbeitsschritten abläuft und warum die nötig sind.